Mai 2024. Auf den 1 900 Kilometer langen Weg nach Moldawien gemacht hatten sich die Fahrer Robert Fischer, Bernhard Feuchter, Heinz Hertfelder, Friedrich Lober, Jochen Scheu und Manfred Schmieg mit den von den Firmen NFZ Hohenlohe Max Schmieg (Blaufelden) und BfS Stegmaier (Kirchberg ) zur Verfügung gestellten Zugmaschinen mit Aufliegern der Firma Friedrich Hanselmann (Crailsheim) sowie dem vom Landkreis Schwäbisch Hall gestellten Begleitfahrzeug. Finanziell gefördert wurde der Transport von der Gesellschaft Engagement Global mit Sitz in Bonn.
Den Kontakt zu Organisationen in Soroca hatte Vasile Alistar von der Osteuropahilfe Wien hergestellt, der bei der Verteilung der Hilfsgüter mit vor Ort war. Dieser Verein unterstützt schon seit vielen Jahren Menschen und Einrichtungen in dieser moldawischen Stadt, die nur durch den Fluss Dnister von der Ukraine getrennt ist.
Moldawien beeindruckt durch eine atemberaubend schöne Landschaft und das rund 35 000 Einwohner zählende Soroca durch eine lange, reiche und bewegte Geschichte, ein gepflegtes Stadtbild und pulsierendes Leben. Doch das auf den ersten Blick gewonnene Bild trügt: Hinter einer schönen Kulisse gibt es viele Sorgen, große Armut und unvorstellbare Zustände. Für die Verantwortlichen des etwas außerhalb der Stadt liegenden und für den ganzen Rayon zuständigen Krankenhauses fallen an diesem Tag Weihnachten und Ostern zusammen, als die kaum benutzten 50 Betten aus dem ANregiomed Krankenhaus Ansbach samt Matratzen und weiterem Zubehör Nachtkästen, Liegen, Rollatoren und Rollstühle abgeladen werden.
Die große Freude und tiefe Dankbarkeit der Empfänger kann bei einer Kurzbesichtigung des Hauses nachvollzogen werden. In einem Zimmer sind bis zu sechs Patienten untergebracht. Sie liegen auf schmalen, alten und nicht verstellbaren Betten mit verschlissenen Matratzen. Es gibt keine Schränke im Raum, kein Waschbecken und keine Dusche. In der Krankenhausküche wird das Geschirr mangels Alternativen in zwei Badewannen gespült, die Tür des Gefrierschranks schließt nicht mehr richtig, die Elektrik ist völlig veraltet und der Dunstabzug über dem sichtbar alten Herd schon seit Jahren defekt. "Wir sind einfach vergessen worden" klagen die Ärzte und das Personal der 360 Betten zählenden Einrichtung, "aber wir bemühen uns jeden Tag, das Beste für unsere Patienten zu tun." Dieses Krankenhaus ist selbst krank und benötigt dringend umfassende und nachhaltige Hilfe.
Über eine mit Schlaglöchern übersäte Schotterpiste geht es zu einer geradezu idyllisch gelegenen Dorfschule, wo ein Teil der Möbel abgeladen werden, die vom Schulzentrum Creglingen und der August-Ludwig-Schlözer-Schule Kirchberg stammen. Die übrigen werden vor der Verteilung an weitere Schulen zusammen mit weiteren Hilfsgütern wie Textilien und Spielsachen in der Halle einer rührigen christlichen Glaubensgemeinschaft gelagert. Diese kümmert sich unter anderem auch um Kinder, die noch nie eine Schule von innen gesehen haben, die am Rand der Gesellschaft in teils unvorstellbaren Verhältnissen leben.
In einer nur über einen Trampelpfad erreichbaren Hütte leben drei Roma-Familien mit zusammen 22 Kindern in vier Räumen. Diese sind mit wenigen Möbelstücken ausgestattet, ausrangierte Sofas und Betten dienen als Schlafstätten für jeweils mehrere Personen, gekocht wird auf einer offenen Feuerstelle in einem großen Topf und gegessen mit unansehnlichem Geschirr. "Es ist nur eine von vielen Familien, die hier so leben", sagt der begleitende Pfarrer, "und wir tun alles dafür, dass sich dieses Leben ändert und verbessert, was viel Geduld, einen langen Atem und einen tiefen Glauben erfordert." Er und seine Mitstreiter geben jedenfalls nicht auf - auch nicht die Hoffnung, dass die Arbeit der Gemeinde mit Sachspenden wie Kleidung, Schuhe, Geschirr, Spielsachen oder Plüschtieren unterstützt wird und mit Geldspenden Lebensmittel, Hygieneartikel, Medikamente, Schulranzen gekauft oder eine Freizeit für die Roma-Kinder finanziert werden kann.
Der nächste Transport des Vereins geht Ende Juli mit zwei Lastzügen nach Gomel in Weißrussland. Dort hat diese Hilfsaktion im Januar 1991 ihren Anfang genommen.
Wolfgang Rupp
März 2024. Mit sechs Lastzügen hat unsere Verein Weißrusslandhilfe Crailsheim / Humanitäre Hife für Osteutropa im vergangenen Jahr 2023 Hilfsgüter nach Rumänien, in die Ukraine und nach Belarus gebracht und damit unzählig vielen Menschen und Einrichtungen unterstützt. "Jetzt wird dieser Verein aufgelöst" überraschte stellvertretender Vorsitzender Wolfgang Rupp bei der Mitgliederversammlung Anfang März im Landgasthof Neuhaus. Die Begründung: "Humanitäre Hilfe ist nicht mehr notwendig, weil niemand mehr auf dieser Welt Not leidet, weil alle Menschen in allen Bereichen gut versorgt sind, weil sie ohne Sorgen und ohne Angst ein zufriedenes und friedvolles Leben fühen können."
"Doch die Wirklichkeit sieht leider ganz anders aus", machte der Redner mit dem Hinweis auf das in vielen Ländern von Not, Elend, Armut, Krieg und Katastrophen gesprägte Leben deutlich. Deshalb sei humanitäre Hilfe im wahrsten Sinne des Wortes nach wie vor "notwendig". Und deshalb werde der Verein mit seinen Mitgliedern, Helfern, Spendern, Unterstützern, Freunden und Gönner auch in Zukunft armen, notleidenden, kranken und behinderten Menschen helfen, Krankenhäuser, Altenheime, Schulen und Kindergärten unterstützen.
Lob und Bewunderung, Respekt und Wertschätzung für die wertvolle und wichtige Arbeit des Vereins gab es bei der Versammlung in Neuhaus von Günter Karger. Er ist zum einen stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Kreßberg und zum anderen seit etlichen Jahren Mitglied der Weißrusslandhilfe. "Dieses enorme Engagement und diese Hilfsbereitschaft der Mitglieder, Helfer und Spender" finde man in diesem Umfang nur noch selten. Er hatte sich nach eigenen Worten schweren Herzens von der Nähmaschine seiner Mutter und damit von einem Erinnerungsstück aus seiner Kindheit getrennt und sie selbst zum Lager nach Rüddern gebracht. Dort wurde gerade ein Lastzug für einen Hilfstransport beladen und er sehr schnell zum Mithelfer. "Hier wird nicht viel geschaut oder lange gefragt, sondern angepackt" beschrieb er seine Eindrücke von der Annahmestelle.
In dieser Halle werden jeden Freitagnachmittag Textilien, Schuhe, Haushaltswaren, Spielsachen, Bettzeug und Matratzen, Fahrräder und Rollatoren angenommen. Die Ware wird sortiert und für die Hilfstransporte verpackt. Für deren Vorbereitung und Durchführung zeichnet Robert Fischer verantwortlich, der erneut von einem erfolgreichen Jahr berichten konnte. Es wurden vier Hilfstransporte mit sechs Lastzügen nach Rumänien, in die Ukraine und nach Belarus durchgeführt. Besonders hervorgehoben wurde von Fischer der zusammen mit den Kreislandfrauen Crailsheim organisierte Transport, für den die 39 Ortsvereine mehr als 5 000 Kilogramm Lebensmittel gesammelt hatten. "Wir haben immer wieder unvorstellbare Bilder von Armut gesehen und gleichzeitig große Dankbarkeit gespürt", fasste Fischer seine Eindrücke bei den Aufenthalten und der Verteilung der Spenden zusammen. Diese seien Motivation, "dass wir unsere Hilfe mit alller Kraft und ganzem Einsatz fortsetzen."
Die Zugmaschinen und Auflieger werden in der Regel kostenlos von Unternehmen zur Verfügung gestellt, die Fahrer kommen für Unterkunft und Verpflegung selbst auf. Geld wird für die Beschaffung von Lebensmittelpaketen, medizinische Artikel, Diesel und die Unterstützung der Partnerorganisationen benötigt. Dank der großen Spendenbereitschaft ist der Verein finanziell gut aufgestellt, wie dem Kassenbericht von Robert Fischer zu entnehmen war.
Wie ein roter Faden zog sich der Name Reinhhold Kett durch die Versammlung. Die Redner würdigten einen ganz besonderen und rührigen Menschen, der sich mit seiner Aufgeschlossenheit und seinem Netzwerk, seinem unermüdlichen, engagierten und erfolgreichen Einsatz viele Verdienste um den Verein erworben hat. Der im Dezember letzten Jahres Verstorbene war 20 Jahre lang Vorsitzender bzw. Stellvertreter des Vereins. Wolfgang Rupp