Drei Hilfstransporte mit sechs Lastzügen und einem Warenwert von vielen zehntausend Euro. Allein diese drei Zahlen unterstreichen, dass 2013 ein arbeitsreiches und sehr erfolgreiches Jahr gewesen ist. Doch es würde dem Einsatz der Verantwortlichen im Verein, der Mitglieder, der vielen freiwilligen Mitarbeiter, Unterstützer und Spende nicht gerecht, sich auf diese (zweifelsohne eindrucksvollen) Zahlen zu beschränken.
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass die Arbeit des Vereins von einer großen und starken Solidargemeinschaft getragen wird. Ohne sie wäre es nicht möglich wäre, den Menschen in Weißrussland eine so umfangreiche und zuverlässige Hilfe zukommen zu lassen. Deshalb an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die große und großartige Unterstützung in der Vergangenheit und in Zukunft.
Ein Hilfstransport bedarf umfangreicher Vorbereitungen und großer logistischer Leistungen, kostet viel Zeit und Kraft, erfordert Geduld, Durchhaltevermögen und Improvisation. Doch der Lohn für diese Mühen und diesen Einsatz ist mehr wert als alle weißrussischen Rubel zusammen. Die Freude und Dankbarkeit der Menschen, die diese Hilfe empfangen und auch künftig dringend brauchen, ist unbeschreiblich groß und kommt aus tiefstem Herzen.
Trotz mancher Hindernisse verliefen sie allesamt erfolgreich, was allerdings eine sorgfältige Vorbereitung und Organisation voraussetzt. Einer der Dreh- und Angelpunkte ist das Lager im ehemaligen städtischen Tierzuchthof in Tiefenbach. Jeden Freitagnachmittag nehmen dort treue und fleißige Helfer Spenden aus der Bevölkerung an. Es sind insbesondere Textilien, Schuhe, Spielsachen und Haushaltswaren, aber auch Schulranzen und Taschen, Gehstöcke und Gehwagen. Trainingsgeräte und Kinderwagen, oder gar ein elektrisch betriebener Rollstuhl oder ein Klavier. All diese Artikel müssen sortiert, auf Paletten gestellt und für den nächsten Transport übersichtlich angeordnet werden. Sehr erfreulich ist, dass sich zum Verladen jedes Mal viele freiwillige Helfer eingefunden haben.
Es sind vor allem auch die Begegnungen mit diesen Menschen, die hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den beiden Organisationen in Gomel sowie die Gastfreundschaft, die jeden Hilfstransport und jeden Aufenthalt zu etwas Besonderem und Unvergesslichen werden lassen und gleichzeitig Mut machen, auf diesem gemeinsamen Weg weiterzumachen und gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Schon absehbarer Zukunft gibt es auch etwas zu feiern: am 29. November nächsten Jahres wird die Aktion 25 Jahre alt!
Diese Aktion ist nicht nur mit körperlicher Anstrengung verbunden - die beim abschließenden Gulaschessen aber schnell wieder vergessen ist -, beim Verladen müssen auch sehr sorgfältig Listen geführt werden, deren Genauigkeit beim Grenzübergang Polen/Weißrussland und später bei der Zollabfertigung in Gomel eine sehr wichtige Rolle spielen können.
Die Ware muss fortlaufend nummeriert sein, es müssen Menge, Einheit und Art, das Gewicht und schließlich der jeweilige Wert in eine Liste eingetragen werden. Auch wenn die richtige Aufstellung der Ware per Unterschrift bestätigt wird, muss sie vom Zoll nicht automatisch anerkannt werden. Hier eine neue Vorschrift, da eine ungenaue Angabe, dort ein nicht akzeptierter Euro-Wert – oder einfach ein schlecht gelaunter Zollbeamter. Und doch konnten all diese Hindernisse jedes Mal - wenn auch mit zum Teil sehr langen Wartezeiten – überwunden werden.
Ein fester Bestandteil der Hilfe sind inzwischen Lebensmittelpakete. Im vergangenen Jahr waren es wieder mehr als 600, unter anderem gefüllt mit Fruchtsaft und Marmelade, Gebäck und Nudeln, Haferflocken und Kakao, Shampoo und Zahnpasta, Spülmittel und Waschpulver. Diese Pakete sind allesamt adressiert und werden von den Verantwortlichen der weißrussischen Partnerorganisationen „Weiße Taube über Tschernobyl“ und „Zentrum zur Realisation humanitärer Programme für Behinderte“ zuverlässig an die Familien verteilt.
Zwischen den Hilfstransporten hält der Verein Kontakt mit Valentina und Viktoria, um über den Stand der Verteilung zu informieren, Probleme zu erörtern und die nächste Aktion vorzubereiten. Genauso selbstverständlich sind ausführliche Gespräche vor Ort, die in freundschaftlicher Atmosphäre stattfinden, was einen offenen und kritischen Umgang nicht ausschließt. Der Verein sieht die große Unterstützung durch seine Mitglieder und die vielen Spender und Unterstützer auch als Pflicht, seine Aufgaben sehr genau, sorgfältig und gewissenhaft wahrzunehmen.
Bei diesen Gesprächen vor Ort werden auch Einrichtungen besucht, Wünsche, Vorstellungen und Möglichkeiten besprochen, die über die Hilfstransporte, die Unterstützung von Familien, behinderte Menschen und Krankenhäusern hinausgehen. So nimmt der Ferienaufenthalt von Kindern aus dem Dorf Klimovka konkrete Formen an. Geplant ist eine Partnerschaft mit der Schule am Kreßberg in Marktlustenau, die sich bereits über die Schulranzenaktion für die Weißrusslandhilfe engagiert. Die weißrussischen Kinder sollen im Sommer für drei Wochen eingeladen werden, mit Gleichaltrigen zusammenkommen, gemeinsam ein Programm gestalten, sich kennen und verstehen lernen. Sie sollen ein unbeschwerte Zeit verbringen, sich in gesunder Luft und mit gesundem Essen erholen. Die Katastrophe von Tschernobyl hat auch in Klimovka ihre unsichtbaren Spuren mit Langzeitwirkung hinterlassen.
Weil sich die Arbeit des Vereins nicht auf materielle Hilfe beschränkt, wird neben dem fest geplanten Ferienaufenthalt auch über den Besuch von Gruppen nachgedacht, die sich auf vielschichtige Weise der nicht minder vielschichtigen weißrussischen Kultur widmen. Gesang, Musik und Tanz bringen die Menschen einander näher, fördern die Verständigung auch ohne Worte. Hierzu sollen auch die Kontaktaufnahme und das Zusammenwirken mit örtlichen Kulturträgern beitragen.
Noch klingt es nach Zukunftsmusik, doch die ersten Töne sind bereits zu hören.